Vorwort

Am 29. August 2013 übergießt sich unser Sohn, Jan Frederick Moll, gerufen Frederick, unweit seiner alten Schule am Kölner Neumarkt mit Benzin und zündet sich an. Es ist sein vierter Selbstmordversuch. Einen Tag später, an seinem 18. Geburtstag, erliegt er seinen schweren Verbrennungen.

Als Auslöser seiner über vier Jahre dauernden Depression sehen wir Eltern einen Vorfall an seiner damaligen Schule, bei dem es sich um einen Amokverdacht gegenüber Frederick handelte.

Am 2. April 2009, Frederick ist 13 Jahre alt, wird er bezichtigt, einer Mitschülerin gedroht und seinen Mitschülern einen Amoklauf angekündigt zu haben. Die Polizei stellt bei ihm kein Gewaltpotenzial fest. Die Schule erstattet Strafanzeige gegen Frederick. Er wird aufgefordert, die Verantwortung für den Vorfall zu übernehmen, und mit Ordnungsmaßnahmen bestraft.

Da uns in all den Jahren die Verfahrensschritte bei der Klärung dieses Amokverdachts nicht verständlich waren und sich uns Fragen aufdrängten, suchten und suchen wir weiter nach Antworten.

Im Jahr 2016 verfassten wir einen auf Dokumenten basierenden „Schulbericht über das Handeln und seine Wirkung“, in dem wir aufzeigen, wie mit der Klärung des Amokverdachts gegen unseren Sohn verfahren wurde. Von dem „Schulbericht“ erhoffen wir uns, unseren Sohn nach all den Jahren von den damaligen Anschuldigungen endlich öffentlich entlasten zu können und Schulen und Institutionen auf die möglichen sozialen und psychischen Folgen eines Verdachts oder ungeklärten Konflikts für das betroffene Kind aufmerksam zu machen.

Aufgrund der Unklarheiten in den Präventivmaßnahmen und den bis heute fehlenden klaren Antworten entscheiden wir uns, den „Schulbericht“ sowie die weiteren „Verfahrensschritte“ von seiten der Schule und der Bezirksregierung Köln nun im Internet zu veröffentlichen. Damit möchten wir insbesondere Kindern und ihren Eltern helfen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden, und ihnen ermöglichen, entsprechende Rückschlüsse aus unserer Erfahrung zu ziehen – ganz im Sinne von Frederick, „Menschen vor dem gleichen Schicksal zu bewahren“.